It won’t be like this forever steht auf dem Schild, das Choreograf Moritz Ostruschnjak über die Bühne trägt, während sich Tänzer Daniel Conant vor Corona-gerecht platziertem Publikum am Schuhplattler verausgabt. Das dreißigminütige Solo TANZANWEISNUNGEN ist voll solcher selbstreflektiver und ironischer Verweise, die sich eindeutigen Zuschreibungen entziehen. Ostruschnjak bleibt seinem eklektizistischen Stil der letzten Produktionen treu und lässt seinen Solisten mühelos vom Schuhplattler ins Grand jeté, vom Boxtrippelschritt zum Breakdance-Move und von der Référence zum Seilspringen wechseln; verbindendes Element ist dabei der Sound, jenes Stampfen, Klatschen, Atmen, Springen, Federn, das als durchgehender Rhythmus den Raum ausfüllt. Wie aufgezogen arbeitet sich der Protagonist unermüdlich durch den höchst diversen Bewegungskanon und nimmt so Posen des Wiederstands, des Kampfes und Sieges, der stilisierten Männlichkeit, der Jugendkultur, des klassischen Balletts, des Ballroom oder des Sports in schnellem Wechsel ein – eine absurde Abfolge divergierender Elemente, die sich gegenseitig überzeichnen, ironisieren und konterkarieren und in Kombination spielerisch, doch schonungslos ins Abgründige führen. Und so endet das Stück auch mit DAFs Provokationssong „Der Mussolini“, eine wortwörtliche „Tanzanweisung“ – Tanz den Mussolini, tanz den Adolf Hitler, tanz den Jesus Christus…“
Uraufführung: 7.Juni 2020, Nationaltheater München
Choreografie: Moritz Ostruschnjak
Choreografische Mitarbeit: Daniela Bendini
Tanz: Daniel Conant
Dramaturgie: Carmen Kovac
Lichtdesign: Benedikt Zehm
Kostüm: Daniela Bendini, Moritz Ostruschnjak
Produktionsleitung: Hannah Melder
PR: Simone Lutz
Eine Produktion von Moritz Ostruschnjak in Kooperation mit der Bayerischen Staatsoper. Der Künstler wird unterstützt vom Netzwerk Grand Luxe und ist Mitglied des Tanztendenz München e.V.
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Auf ein leuchtgasröhrenumkränztes Podest pumpt sich ein schmaler Mensch, mit Basecap, senfgelbem T-Shirt und knallroten Boxershorts eine Karikatur seiner selbst, auf zur triumphierenden Siegerpose (…) und fängt an zu schuhplatteln, schlägt wechselnde, immer komplexere rhythmische Beats auf Brust, Bauch und Schenkel, stampft mit Sneaker-beschuhten Füßen, springt und dreht sich dabei wie ein Schachterldeifi. (…) Conant verausgabt sich satte 15 Minuten lang in akrobatischen Körperverdrehungen, dribbelt wie Muhammed Ali, demonstriert eine Vielfalt kniffeliger Ballettschritte und Posen. Er demonstriert Ballett als Körperertüchtigung, das, was Tänzer seit der Krise eisern daheim exerzieren für den Tag, an dem all das, was sie können, wieder einmal zur sichtbaren Kunst verschmilzt.
Eva-Elisabeth Fischer, Süddeutsche Zeitung, 8. Juni 2020
Augenzwinkernd drastisch. Unter Ausnahmebedingungen. Und sich dabei der brisanten aktuellen Lage bewusst. Moritz Ostruschnjak macht all dies in seiner Uraufführung „Tanzanweisungen“ körperlich (nach)fühlbar. Was man sieht, ist ein Feuerwerk aus Steps, Turns und Kicks. (…) mal aufputscht, mal eingefallen zerknirscht. Boxende Arme, signalhafte Finger, sexy Hüften und Faustschläge gegen Herz und Stirn. Dazwischen immer wieder grazil ballettöse Einsprengsel (…) Wie ein Mensch gewordener Gummiball mit ab und zu schlaffer Schlagseite. Egal, ob er Energie durch imaginiertes Seilhüpfen oder Gewehrsalvenabfeuern verbrennt. Fazit: Ostruschnjaks „Tanzanweisungen“ sind ein Gelegenheitsstück, aber keinesfalls Kompromisstheater!
Vesna Mlakar, Abendzeitung München, 8. Juni 2020
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